Es ist Zeit, die Weichen jetzt zu stellen
In den nächsten sechs Jahren werden über 100 Lehrpersonen das Pensionsalter erreichen. Als Folge müssen rund 8500 Stellenprozente neu besetzt werden. «Der aktuelle Mangel an Lehrpersonen in den angrenzenden Regionen sowie der deutlich absehbare Engpass in Liechtenstein wurden über Jahre hinweg weitgehend ignoriert», berichtet eine Gruppe bestehend aus Lehrpersonen sowie Vertretern des Schulamts, wie das «Vaterland» berichtete. In einem kürzlich publizierten Bericht beleuchtet die Gruppe die Hauptursachen für den bevorstehenden Mangel. Dazu zählen etwa fehlende Karrieremöglichkeiten, zunehmender administrativer Aufwand, hohe Belastung und wenig Anerkennung.
Mit diesem Kontext stellte die Liewo-Redaktion in dieser Woche folgende Frage: Wie könnte ein Lehrermangel abgewendet werden?
Die Landtagsabgeordnete Bettina Petzold-Mähr beantwortet die Frage:
Es ist Zeit, die Weichen jetzt zu stellen – für ein starkes Bildungssystem in Liechtenstein.
Der Lehrpersonenmangel betrifft auch Liechtenstein zunehmend. Allein durch Pensionierungen müssen in den nächsten Jahren rund 100 Lehrpersonen ersetzt werden – ohne dabei die zusätzliche Fluktuation durch Berufswechsel, Resignation oder attraktivere Angebote im In- und Ausland zu berücksichtigen. Es ist absehbar, dass die tatsächliche Zahl der Vakanzen deutlich höher ausfallen wird.
Diese Entwicklung macht deutlich: Wir stehen vor einer strukturellen Aufgabe, der mit vorausschauenden politischen Massnahmen begegnet werden muss. Die Attraktivität des Lehrberufs ist zentral – sowohl zur Rekrutierung neuer Fachkräfte als auch zur langfristigen Bindung der bestehenden.
Dazu gehört auch eine konkurrenzfähige Lohnpolitik, die sich im Vergleich mit unseren Nachbarstaaten behaupten kann. Faire und transparente Rahmenbedingungen sind essenziell, um qualifizierte Fachpersonen zu gewinnen. Wer qualifizierte Menschen gewinnen will, muss entsprechende Rahmenbedingungen bieten.
Auch organisatorisch braucht es weitere Anpassungen: Schulleitungen sollen mehr Kompetenzen erhalten, um rasch und gezielt auf lokale Bedürfnisse reagieren und Entlastungsmassnahmen umsetzen zu können. Sie kennen ihre Schulen am besten.
Zudem müssen wir Zugänge zum Lehrberuf öffnen: Berufserfahrung und Studienabschlüsse aus anderen Bereichen sollen flexibler angerechnet werden können, um qualifizierte Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger besser einzubinden und deren Potenzial nutzen zu können.
