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In Gedenken an Anton Gerner

27. April 2023
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Der frühere Regierungsrat und Landtagsabgeordnete Anton Gerner ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Die FBP entbietet den Trauerfamilien ihr herzliches Beileid und verabschiedet sich von einem engagierten Politiker und Freund.

Politik prägte das Leben von Anton Gerner schon in jungen Jahren. In einem Haus in Eschen aufgewachsen, in dem das politische Leben der Gemeinde und des Landes nicht nur diskutiert, sondern auch aktiv mitgestaltet wurde, war ihm Politik schon in die Wiege gelegt worden. Als Sohn des Eschner Müllers und Landtagsabgeordneten Leo Gerner, der in der Gemeinde- und Landespolitik über Jahrzehnte eine wichtige Rolle innehatte.

Der junge Chemiker, von Freunden und Bekannten nach seiner Herkunft «s’Möllers Toni» genannt, begann seine politische Karriere schon während des Studiums. Als einer der jüngsten einer kleinen Gruppe engagierter Jungpolitiker gehörte er zu den Gründern des FBP-Jugendreferates und bekleidete in der ersten Jugendorganisation einer liechtensteinischen Partei von 1962 bis 1970 das Amt des Vizepräsidenten. In der damaligen Umbruchphase in Europa, als politisch engagierte Jugendliche die Gesellschaft umgestalten und zu neuen Ufern aufbrechen wollten, setzte auch das FBP-Jugendreferat klare Akzente in der Politik unseres Landes.

Als engagiertes Mitglied des Jugendreferates zog Anton Gerner die Aufmerksamkeit der FBP auf sich, die ihn 1970 als Kandidaten für den Landtag auf ihre Unterländer Liste setzte. Auf Anhieb erreichte er das angestrebte Mandat und folgte im Landtag auf seinen Vater Leo, der dem Landtag von 1957 bis 1970 angehörte. In seiner ersten Mandatsperiode im Parlament fiel er als leidenschaftlicher Vertreter eines auf die Erhaltung unserer Natur und Landschaft abgestimmten Umweltschutzes auf.

Als Verfechter einer möglichst intakten Umwelt ohne Bedrohungen kämpfte er gegen die damals geplante Öl-Raffinerie in Sennwald, wie er Jahre zuvor schon gegen die Errichtung eines Atomkraftwerkes in Rüthi gekämpft hatte. Seine Interessen blieben aber nicht auf den Natur- und Umweltschutz beschränkt, sondern umfassten praktisch alle Bereiche von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sein besonderes Augenmerk galt insbesondere der Neufassung des Gemeinde- und Wahlgesetzes, wobei für ihn die Erhaltung der historisch gewachsenen Wahlkreise ein spezielles Anliegen war.

Wenn sich die Diskussionen um die Erhöhung der Mandatszahl im Landtag drehte, verfocht er mit Leidenschaft den Anspruch des kleineren Wahlkreises Unterland auf eine von der Bevölkerungszahl unabhängige Vertretung. Nach zwei Legislaturperioden im Landtag stellte sich Anton Gerner nach den Wahlen 1978 als Regierungsrat zur Verfügung und verblieb eine zweite Amtszeit bis 1986 in der Regierung.

Die Anfrage der Parteileitung für ein Regierungsamt beantwortete er zunächst mit einem klaren Nein, doch die FBP blieb hartnäckig – mit Erfolg, wie er später einmal mit einem Lächeln bekannte: An der Nominationsversammlung habe er bewusst nicht teilgenommen, auch als ihn der Parteipräsident angerufen und ihm die Wahl in Abwesenheit mitgeteilt habe, wollte er unnachgiebig bleiben. Allerdings habe er sich doch auf den Weg gemacht, um den Delegierten seine Nichtannahme der Wahl zu erklären – und dann sei es anders gekommen als geplant:

Als er den Saal betreten habe, sei der Applaus so gross gewesen, dass ihn der Mut zur Ablehnung verlassen habe. Den neuen Regierungsrat empfing bald ein Thema zur Bewältigung, das damals ganz Europa in Aufregung versetzte – nämlich das Waldsterben, das heute in der Rückschau etwas nüchterner betrachtet wird. Als Umweltminister liess er sich nicht von der verbreiteten Hysterie anstecken, sondern traf die notwendigen Massnahmen mit der Besonnenheit eines Politikers, der sich schon längere Zeit mit den Fragen des Umwelt- und Naturschutzes beschäftigt hatte.

Ihm ging es um die Verhinderung von Gefahren durch ausgedünnte Schutzwälder für die Siedlungen und um die Verminderung des Schadstoff-Ausstosses. Im Kampf gegen den «sauren Regen» und als Zeichen der Solidarität mit Europa und als Motivation für die inländische Wirtschaft unterzeichnete er im Jahr 1985 an der Umweltministerkonferenz in Helsinki die Vereinbarung zur Verringerung des Schwefelausstosses durch die Industrie. Aber Anton Gerner war nicht nur Umweltminister, sondern führte auch das Ressort Gesundheitswesen.

Auch im Bereich der Gesundheit setzte er Akzente, indem er das Gesundheitsgesetz einer Totalrevision unterzog und damit auf den neuesten Stand brachte. Bei der Regierungstätigkeit zeigte er, wie schon als Landtagsabgeordneter, seine sprichwörtlich unermüdliche Arbeitskraft.

«Egal, was er macht, er macht es mit voller Kraft», schreibt Mauro Pedrazzini dazu im Buch «100 Jahre FBP» über seinen Einsatz und seine Leidenschaft für die Dossiers und die Politik allgemein. Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung nach zwei Mandatsperioden liess ihn das Thema Umweltschutz noch nicht los. Nachdem er sich in der Regierung für eine Diversifizierung der Energieträger eingesetzt hatte, war es naheliegend, dass er die Geschäftsführung bei der Liechtensteinischen Gasversorgung übernahm.

Mit dem von ihm forcierten Ausbau des Erdgasnetzes konnte er die grossen Verbraucher von Erdölprodukten für das Umsteigen auf das schadstoffärmere Erdgas gewinnen. Was er als Umweltminister mit seiner Unterschrift an der Umweltministerkonferenz in die Wege geleitet hatte, konnte er nun bei der Erdgasversorgung umsetzen. Bei seinem beruflichen Werdegang als Chemiker und Leiter des Zentrallabors der Hilti AG sowie bei seinen verschiedenen Mandaten als Politiker hielt Anton Gerner an seiner Leidenschaft für die Blasmusik fest.

Schon während der Schulzeit war er der Harmoniemusik Eschen beigetreten und blieb dem Verein bis zu seinem Tod eng verbunden. Als die Jugendmusik Eschen gegründet wurde und der erste Dirigent nach kurzer Zeit ausschied, übernahm er ohne Zögern bei den Jungmusikanten den Dirigentenstab. Auch im Bereich der Musik setzte er sich mit voller Kraft ein und absolvierte eine Ausbildung in Harmonielehre und Orchesterleitung.

Neben seiner beruflichen und politischen Tätigkeit schwang er den Dirigentenstab fast 25 Jahre. Die musikalischen Erfolge der Jugendmusik brachten es mit sich, dass er auch von anderen Musikvereinen angefragt wurde: Und so war er viele Jahre Dirigent bei den Musikvereinen Schellenberg und Gamprin – und leitete auch die Werksmusik seines früheren Arbeitgebers, der Hilti AG.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben engagierte sich Anton Gerner auch im sozialen Bereich. Zusammen mit seiner Frau Irmgard setzte er sich für Behinderte und Benachteiligte ein, nahm Einsitz im Stiftungsrat der Stiftung «Liachtbleck» und machte bis vor kurzem auch Fahrten für Behinderte und Senioren für Einkäufe und Arzttermine.

«Für Langeweile blieb nie Zeit», sagte Anton Gerner in einem Interview und wies darauf hin, dass er sich auch noch im Rotary-Club Eschnerberg und in der Gesellschaft Schweiz – Liechtenstein engagiert hatte. Ein reich erfülltes Leben ist nun zu Ende gegangen. Die FBP entbietet seiner Frau Irmgard und den weiteren Angehörigen ihr herzliches Beileid. Verbunden mit der Hochachtung vor seinem Wirken in Politik, Sozialwesen und Kultur.

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