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«Die Junge FBP ist die aktivste Jungpartei»

25. April 2019
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Interview  Bei der Jungen FBP ist es zu einem Führungswechsel gekommen. Nach fünf Jahren als Vorsitzender hat Johannes Allgäuer das Amt an Simon Büchel übergeben. Das «Volksblatt» hat die beiden getroffen und sich mit ihnen über die Junge FBP sowie die Haltung von Liechtensteins Jugend zur Politik unterhalten. 

«Volksblatt»: Herr Allgäuer, nach fünf Jahren als Vorsitzender der Jungen FBP haben Sie das Amt an Simon Büchel übergeben. Mit welchen Gefühlen blicken Sie zurück?

Johannes Allgäuer: Mit sehr guten. Ich konnte die Junge FBP damals als kleine Gruppe mit drei Personen übernehmen und sie nun als die grösste und klar aktivste Jungpartei Liechtensteins weitergeben. Um dies zu erreichen, haben wir über die letzten Jahre viel investiert und rund 30 Veranstaltungen organisiert. Parallel dazu haben wir an etwa ähnlich vielen, öffentlichen Workshops und externen Anlässen teilgenommen und somit die Junge FBP nach aussen vertreten. Dabei konnte ich parteiübergreifend viele tolle und interessante Persönlichkeiten kennenlernen, wovon auch einige zu guten Freunden geworden sind. Doch nun weiss ich, dass ein toller und motivierter Vorstand die Junge FBP übernimmt, daher kann ich mit guten Gefühlen zurücktreten.

Warum war es für Sie an der Zeit, den Vorsitz weiterzugeben?

Johannes Allgäuer: Es war nie mein Wunsch, dieses Amt zu übernehmen. Ich bin durch Zufall und viel Überredungskunst da hineingerutscht – dabei war ich damals noch nicht mal Mitglied der Jungen FBP. Im Nachhinein betrachtet war es natürlich eine schöne und sehr interessante Zeit, auch deshalb, da man als Vorsitzender der Jungen FBP einen Sitz im Parteipräsidium innehat. Doch irgendwann hat sich einfach alles wiederholt und damit auch meine Motivation nachgelassen. Mit 25 bin ich zwar noch nicht im Alter, wo ich ans Aufhören denken müsste – aber es war über die letzten Jahre doch sehr viel Zeit, die ich für die FBP rein ehrenamtlich geopfert habe, die mir dann für andere Dinge gefehlt hat. Ausserdem haben wir heute wieder genug fähige Personen in unseren Reihen. Daher kann ich nun mit zwei lachenden Augen abtreten und einem würdigen Nachfolger dieses doch sehr spannende Amt übergeben. 

Dann ist Simon Büchel der Richtige für den Posten?

Johannes Allgäuer: Absolut. Die Junge FBP liegt mir sehr am Herzen, daher war es für mich von besonderer Bedeutung, dass eine Person die Führung übernimmt, der ich zu 100 Prozent zutraue, dass unsere Erfolge weitergehen. Ansonsten hätte ich vermutlich noch für paar Monate eine Ehrenrunde eingelegt. Ich kenne Simon nun seit einigen Jahren und habe ihn als engagierten, klugen Mann in unserem Vorstand erleben dürfen. Über diese Zeit konnte ich stets mitverfolgen, wie er sich positiv weiterentwickelt hat. Daher war es mir dann eine besondere Freude, als er diesen Winter beim dritten Glühweintreffen dann endlich zugesagt hat, das Amt übernehmen zu wollen. Ich kenne seine Fähigkeiten und weiss daher, dass er der Richtige für den Posten ist. 

Herr Büchel, vor zwei Wochen wurden Sie zum neuen Vorsitzenden gewählt. Möchten Sie den bisherigen Kurs weiterverfolgen oder haben Sie mit der Jungen FBP Neues vor?

Simon Büchel: Mit dem neuen Vorstand soll nicht ein Neuanfang geschehen, sondern ein nächster Schritt unserer Entwicklung stattfinden. Wie Johannes bereits ausgeführt hat, war über die letzten Jahre der Wiederaufbau der Jungen FBP unser zentrales Thema. Daher lag während dieser Zeit unser Hauptaugenmerk primär auf der Mitgliedergewinnung und dem Organisieren von Events. Nachdem der Wiederaufbau durch diese Neuorientierungs- und Restrukturierungsphase nun gelungen ist, wollen wir uns in der Zukunft mit den dazugewonnenen, personellen Ressourcen auch verstärkt politisch einbringen. Um einen reibungslosen Übergang vom alten zum neuen Vorstand zu gewährleisten, haben wir im vergangenen Halbjahr zwei Workshops abgehalten, um wichtige Grundhaltungen abzustecken und ein eigenes Profil zu schärfen. Auf diesen Grundlagen sollen in den nächsten Monaten auch konkrete Massnahmen folgen.

Wie beurteilen Sie die Arbeit Ihres Vorgängers?

Simon Büchel: Johannes hat in den letzten fünf Jahren sehr viel für die Junge FBP geleistet und erreicht. Als er die Jungpartei übernommen hatte, war diese quasi inexistent. Von Anfang an hat er weder Zeit noch Mühen gescheut, um den Wiederaufbau voranzubringen. Mit viel Fleiss und Herzblut hat er die Sektion erneuert und zu dem gemacht, was sie heute ist. Dabei durfte ich Johannes über die letzten drei Jahre im Vorstand begleiten und tatsächlich als offenen und aufgeschlossenen Menschen kennenlernen.

Johannes Allgäuer war insbesondere in den sozialen Medien präsent und hat dort mit seinen Aussagen angeeckt – in Erinnerung bleiben etwa seine Auseinandersetzungen mit «Hoi Quote». Hat dies die Junge FBP gestärkt oder ihr eher geschadet?

Simon Büchel: Das ist natürlich schwer zu beurteilen, da wir meist kein direktes Feedback bekommen und bekanntlich Kritik lauter ist als Lob. Johannes hat seine Meinung in den sozialen Medien öffentlich kundgetan und sich in den Diskussionen sehr beharrlich gezeigt. Es gehört durchaus dazu, dass man in der Politik mal aneckt und die Grenzen des Möglichen auslotet. Doch auch wenn seine Formulierungen manchmal etwas provokant waren, ist Johannes immer sehr überlegt in solche Diskussionen eingestiegen und es war ihm stets bewusst, was er tat. Ob das in diesem Fall mehr geschadet oder genutzt hat, kann ich nicht beurteilen. Aber zur Präsenz der Jungen FBP hat die Teilnahme am politischen Kurs sicherlich positiv beigetragen. 

Wie möchten Sie in der Öffentlichkeit auftreten?

Simon Büchel: Ehrlich gesagt habe ich mir darüber noch nicht allzu viele Gedanken gemacht. Da hat wohl jede Person seinen eigenen Stil, den man auch nicht grossartig planen kann. Generell möchte ich sehr sachlich auftreten. Als Vorsitzender der Jungen FBP ist die Sichtbarkeit nach aussen ohnehin begrenzt, die Arbeit und Kommunikation findet mehr auf internen Kanälen statt.

Der Vorstand wurde bei den letzten Wahlen verkleinert. Fehlt der Jungen FBP der Nachwuchs?

Simon Büchel: Ganz im Gegenteil! Wir hatten bei der Wahl letzten Samstag ja sogar mehr Kandidaten als Sitze im Vorstand und somit eine richtige Wahl. Die Verkleinerung dient primär der Flexibilisierung und Restrukturierung. In den Jahren des Wachstums konnten wir sehr viele neue Vorstandsmitglieder dazugewinnen, wodurch dieser allerdings auf zwölf Personen angewachsen ist. Dies hat die Terminfindung für Vorstandssitzungen naturgemäss erschwert. Deshalb haben wir auch vor zwei Jahren den Mitgliederstatus wieder eingeführt. Als Mitglied hat man keine Verpflichtungen und Verantwortungen, kann aber an Sitzungen und Veranstaltungen teilnehmen und wird durch Newsletter auf dem laufenden gehalten. Die Verkleinerung von zwölf auf sieben Vorstandsmitglieder erfolgte mit dem Ziel, die Junge FBP agiler und kompakter zu machen, um auch für Herausforderungen in der Zukunft bestens gerüstet zu sein.

Stimmt die Aussage, dass junge Menschen politisch eher weniger interessiert sind?

Johannes Allgäuer: Es gibt zu viele Studien darüber, die dies belegen – daher wäre es unsinnig, dem zu widersprechen. Meines Erachtens wird aber allgemein zu wenig gegen diese Problematik getan. Denn das mangelnde Interesse liegt nicht einfach an der immer wieder genannten und alle Altersgruppen betreffenden Politikverdrossenheit, sondern auch an offenkundigen Defizite politischer Bildung und ihrer Institutionen. Jugendliche werden aus meiner Sicht nicht ausreichend angesprochen und erreicht. Um diesem Problem zu entgegnen, reicht es nicht aus, dass Parteien einfach eine Sektion für junge Leute führen, oder dass Jungwähler vor Wahlen eine Broschüre zugeschickt bekommen. Vielleicht lohnt es sich dazu mal einen Blick auf unsere Nachbarn in Österreich zu werfen, denn da hat sich über die letzten Jahre doch etwas mehr bewegt als bei uns.

Simon Büchel: Ich denke, dass die junge Generation sich für die Politik interessiert und auch einbringen will, man beachte etwa die Klimademonstrationen im vergangenen Jahr oder die Demonstrationen gegen die EU-Urheberrechtsreform Ende März. Weniger Interesse stelle ich am Konstrukt der Parteien fest. Das heutige Engagement der Jungen geht oft vorbei an diesen, die Parteien werden als «alter Schuh» betrachtet. Deshalb sind Junge heute auch nicht mehr klassische Kernwähler. Es werden aus meiner Perspektive nicht mehr einfach Parteien gewählt, sondern vermehrt Personen. Das ist im Grunde auch nichts Schlechtes, stellt aber dennoch ein neues Umfeld für Parteien dar, welchem auch mit Blick auf die Zukunft proaktiv begegnet werden muss.

Erfreulicherweise wurden auch drei Frauen in den Vorstand gewählt. Sind junge Frauen heute politisch ebenso motiviert wie junge Männer?

Johannes Allgäuer: Es ist in der Tat sehr erfreulich, dass wir drei Frauen motivieren konnten im Vorstand mitzuwirken. Es war unser gros­ses Ziel, dass Frauen und Männer zumindest mit je einem Drittel in unserem Vorstand vertreten sind und das ist uns glücklicherweise gelungen. Das heisst aber nicht, dass wir nun für eine Quote sind. Den Rest kann ich so aber leider nicht bestätigen. Wie es auch immer wieder repräsentative Umfragen belegen, sind Frauen an institutionalisierter Politik weniger interessiert als Männer und das zeigt sich auch bei uns Jungen immer wieder deutlich.

Gerade an inhaltlichen Veranstaltungen fällt es uns immer wieder besonders schwer, junge Frauen für eine Teilnahme zu motivieren – auch dann, wenn es um deren Interessen geht. Dies mag verschiedene Gründe haben, wird aber auch heute noch zum Teil daran liegen, dass die Formen der politischen Arbeit historisch männlich geprägt sind. Vielleicht könnte man zumindest die Junge FBP mit einer komplett neuen Struktur für Frauen attraktiver machen – doch diese Vorstellung geht weit über meine männliche Fantasie hinaus, ist nun aber auch nicht mehr mein Kaffee. 

Simon Büchel: Über diesen Frauenanteil von über 40 Prozent in unserem Vorstand freue ich mich ganz besonders. Dennoch ist es meiner Erfahrung nach auch bei der Jungen FBP schwerer, Frauen für die Politik zu begeistern als Männer. Die Gründe dafür sind nur schwer zu eruieren. Wie Johannes ausgeführt hat, war die Politik in Liechtenstein in der Vergangenheit eher Männersache, waren wir doch das letzte westeuropäische Land, in welchem das Frauenwahlrecht eingeführt wurde. Dieses traditionelle Rollenbild spielt, zumindest unterbewusst, sicherlich eine grosse Rolle. Wir werden uns aber weiterhin darum bemühen, dass sich junge Frauen bei uns ebenso aufgehoben fühlen, wie junge Männer.

Wie viele Mitglieder sind zurzeit bei der Jungen FBP aktiv?

Simon Büchel: Etwas mehr als 30. Als Mitglied der Jungen FBP ist man gleichzeitig auch Mitglied der FBP. Es gibt noch einige mehr junge Mitglieder der FBP zwischen 16 und 30 Jahren, diese Anzahl ist mir jedoch nicht bekannt.

Sie haben vorher angesprochen, dass die Junge FBP sich vermehrt politisch engagieren möchte ...

Simon Büchel: Politisch war die Junge FBP bisher eher passiv. Politische Themen wurden zwar im Vorstand häufig diskutiert, eine Positionierung nach aussen fand jedoch nur selten statt. Der Fokus lag wie erwähnt auf dem Wiederaufbau der Sektion und der Mitgliedergewinnung. Auch die Kommunikation intern Richtung Partei ist uns wichtig, dass unsere Anliegen gehört werden und wir den Meinungen der Jungen Ausdruck verleihen können.

Sind schon politische Vorstösse in den Startlöchern?

Simon Büchel: Tatsächlich gibt es in der nächsten Zeit einen politischen Vorstoss in der Partei, bei welchem sich auch die Junge FBP aktiv einbringen darf. Er ist für uns besonders interessant, da er primär Junge betrifft. Doch mehr möchte ich heute dazu noch nicht verraten.

Bildlegende: Der neue Vorsitzende der Jungen FBP, Simon Büchel, mit seinem Vorgänger Johannes Allgäuer.

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