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Thomas Banzer: «Genauso wichtig waren und sind mir die vielen kleinen Erfolge»

08. April 2019
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In Ihre Amtszeit als Geschäftsführer und später als Parteipräsident fallen Erfolge bei den Landtags- und Gemeindewahlen, so durfte die FBP das 100-Jahr-Jubiläum in der Regierungsverantwortung feiern. Ziehen Sie auch eine positive Bilanz?
 
Thomas Banzer: Auf jeden Fall! Die von Ihnen erwähnten Erfolge bei den Landtags- und Gemeindewahlen sind bekannt und offensichtlich. Auch ein äusserst erfolgreiches Jubiläumsjahr 2018 mit vielen Begegnungen und gut besuchten Veranstaltungen unterstreicht das zusätzlich. Für mich aber genauso wichtig waren und sind die vielen kleinen Erfolge, welche nicht immer in die Öffentlichkeit getragen wurden. Es waren dies bereichernde Begegnungen mit unseren Mitgliedern, Zustimmung zu unseren Positionen oder auch ganz persönliche kleine Erfolge im Parteialltag, wie z.B. der Gewinnung eines Neumitglieds und Ähnliches. All dies zusammengenommen lässt mich am Ende meiner Amtszeit eine durchwegs positive Bilanz über die letzten Jahren ziehen.
 
Welcher war Ihr schönster Moment als Parteipräsident?
 
Thomas Banzer: Es gibt nicht diesen einen Moment. Vielmehr sind es viele verschiedene Ereignisse und Begegnungen, welche ich mit Sicherheit in bester Erinnerung behalten werden. Müsste ich einen einzelnen Moment nennen, so würde ich spontan unseren im letzten Jahr begangenen 100sten Parteigeburtstag am 22. Dezember nennen. Die Stimmung an diesem Anlass war einmalig. Aber, wie erwähnt, gibt es eine Vielzahl an schönen und bereichernden Momenten und eine Rangierung würde diesen nicht gerecht werden.
 
2015 sind Sie Parteipräsident der FBP geworden, sozusagen die staatstragende Partei in Liechtenstein. Geht es dem Land heute besser als vor vier Jahren?
 
Thomas Banzer: Ich möchte nicht in den Reigen des «immer höher, schneller und weiter» einstimmen. Vielmehr liegt mir daran, unsere Situation im Verhältnis zu betrachten. Fakt ist, dass es uns trotz allen grossen Umwälzungen in der Welt und auch in Europa immer noch sehr gut geht. Von den allermeisten Ereignissen, mit welchen auch unsere direkten Nachbarländer und somit deren Einwohnerinnen und Einwohner zu kämpfen hatten, wurden wir weitestgehend verschont. Bzw. die Auswirkungen waren bei uns, wenn überhaupt spürbar, verhältnismässig gering. Das ist unter anderem auch einer umsichtigen Politik und Staatsführung zu verdanken. Ich halte das durchaus für einen Erfolg in diesen Zeiten des raschen Wandels und der grossen Verschiebungen in der Weltwirtschaft und -politik. Wenn ich dazu einen Beitrag leisten konnte, so bin ich stolz darauf und dankbar einen Teil dazu beigetragen zu haben.
 
Haben Sie die FBP geprägt oder war es eher umgekehrt?
 
Thomas Banzer: Beides. Sicher habe ich da und dort meine persönlichen Spuren hinterlassen. Genauso sicher ist aber auch, dass die Partei, sprich die Mandatare, Mitglieder, Freunde aber auch politischen Gegner mich ebenfalls geprägt haben.
 
Würden Sie rückblickend etwas anders machen oder haben Sie alle Ihre Ziele erreicht?
 
Thomas Banzer: Sicher würde ich einzelne Projekte rückblickend anders angehen. Das ist aber erstens nicht möglich und zweitens ist man rückblickend immer schlauer als vorher. Mir war und ist immer wichtig, dass ich mich nach bestem Wissen sowie mit voller Kraft und Energie an all meine Aufgaben gemacht habe. Und das kann ich guten Gewissens bejahen. Darauf bin ich stolz und deshalb bin ich auch mit dem von mir Erreichten zufrieden. Abgesehen davon gibt es in der Politik jeweils ein grosses Ziel: Die Wahlen. Wir konnten unter meiner Präsidentschaft die Landtagswahlen nach äusserst schwierigen Jahren abermals für uns entscheiden und bei den Gemeindewahlen scheinen wir unsere Ziele auch in greifbarer Nähe zu haben. Darüber freue ich mich natürlich ausserordentlich.
 
Haben Sie als Parteipräsident der FBP auch mal «verloren»?
 
Thomas Banzer: Die grossen, öffentlich ausgetragenen «Wettrennen», sprich Wahlen, konnten wir in der Tat während meiner Zeit allesamt gewinnen. Dennoch gab es immer wieder Themen bei denen ich der Mehrheit «unterlegen» war. Das habe ich aber nie als Niederlage empfunden. Es gehört zu unserem demokratischen System, dass die Mehrheit entscheidet. Ich habe mir dieses Prinzip immer zu Herzen genommen und, sofern ich bei der Minderheit war, dennoch die Position der Mehrheit mit vertreten auch wenn diese ursprünglich nicht meine gewesen wäre. Oft konnten auch Kompromisse gefunden werden, was im Allgemeinen breiter akzeptierte Lösungen ermöglicht.
 
Es werden wohl kaum alle Parteigremien immer einer Meinung gewesen sein. Wie sind Sie mit den verschiedenen Strömungen innerhalb der Partei umgegangen?
 
Thomas Banzer: Verschiedene Meinungen sind die Basis einer jeden Diskussion. In diesem Sinne war und ist mir der Austausch wichtig und ich lasse jedem seine Meinung. Natürlich erwarte ich im Gegenzug auch, dass mein Gegenüber meine Meinung akzeptiert – wir haben ja nicht zwingend den gleichen Blickwinkel auf ein Thema oder den gleichen Informationshintergrund. Dieser Haltung folgend habe ich bei sämtlichen Diskussionen versucht den möglichen Konsens herauszufiltern. Im Grossen und Ganzen denke ich, dass mir das in vielen Fällen recht gut gelungen ist.
 
Als Parteipräsident ist man stets der «Boxsack» der Partei. Mussten Sie auch Kritik einstecken?
 
Thomas Banzer: Es ist in der Tat so, dass mal als Parteipräsident oft in der Mitte verschiedener Positionen, Gremien oder Einzelpersonen steht und sich demzufolge oft mit Kritik konfrontiert sieht. Selten ist diese allerdings persönlich, was einen konstruktiven Umgang damit ermöglicht. Diese «Katalysatoren»-Funktion – um bei den bildlichen Vergleichen zu bleiben – ist in meinen Augen wichtig in einer Partei und ermöglicht, mit ein bisschen gutem Willen, den Aufbau von viel Verständnis für verschiedene Leute. Auch wenn ich diese Telefonate oder persönlichen Gespräche nicht aktiv gesucht habe, konnte ich oftmals im Anschluss feststellen, dass sich mein Blickwinkel auf ein Thema erweitert hat. Letztlich sind die kritischsten Rückmeldungen oft die ehrlichsten und bieten damit die Chance besser zu werden.
 
«Wahlkämpfe sind langweiliger geworden», heisst es im Volk. Ist das auch Ihr Verdienst, weil Sie persönliche Angriffe oder Polemik immer abgelehnt haben?
 
Thomas Banzer: Naja, vielleicht ist mein Schreib-, bzw. insgesamt mein Kommunikationsstil eher sachlich, vielleicht sogar zurückhaltend und vermittelt so den Eindruck, dass die Wahlkämpfe «langweiliger» geworden sind. Diesen Eindruck mögen insbesondere jene Personen gewinnen, die sich härtere Auseinandersetzungen und Angriffe wüschen. Wie Sie aber selbst bereits in der Frage scheiben, habe ich dies immer abgelehnt – es passt schlicht und einfach nicht zu meiner Persönlichkeit.
 
In welchem Zustand «hinterlassen» Sie die Bürgerpartei?
 
Thomas Banzer: Wie einleitend erwähnt, ziehe ich persönlich eine positive Bilanz. In welchem Zustand ich nun die Partei hinterlasse ist aber nicht an mir zu beurteilen. Diese Beurteilung müssen in erster Linie unsere Parteimitglieder vornehmen. Ich hoffe aber natürlich, dass diese meine Arbeit schätzen und ebenfalls ein positives Resümee ziehen.
 
«Orientierungslosigkeit, Reformstau und fehlendes Vertrauen in die Politik»: So brachte Erbprinz Alois die aktuelle Stimmung im Land auf den Punkt. Sehen Sie das auch so - ist die FBP noch bürgernah?
 
Thomas Banzer: Wir haben uns in den vergangenen Jahren mit geänderten Rahmenbedingungen konfrontiert gesehen und mussten sicher teilweise wenig populäre Massnahmen ergreifen. Das mag insgesamt eine eher skeptische Haltung gegenüber der Politik oder den politischen Akteuren bewirkt haben – das nehme ich natürlich auch in meinem ganz persönlichen Umfeld wahr. Dennoch sehe ich weder Orientierungslosigkeit noch einen Reformstau. Ideen und Projekte sind vorhanden und werden vorangetrieben. Wichtig ist jetzt in meinen Augen, dass wir uns nicht beim Aufkeimen des ersten Funkens einer Idee, diese sofort selbst schlecht reden. Da müssen wir uns alle an der Nase nehmen.
 
Ihr Nachfolger Marcus Vogt möchte wieder Freude an der Politik vermitteln. Finden Sie, dass er der Richtige für den Job ist?
 
Thomas Banzer: Ja, absolut. Marcus Vogt kann auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückblicken und ist im Land bestens vernetzt. Zudem liegt ihm die FBP wie kaum jemand anderem am Herzen – das spürt man, wenn man mit ihm über unsere Partei spricht. Er selbst hat diese Freude an der Politik und ich bin davon überzeugt, dass er es auch schaffen wird, den einen oder anderen Funken überspringen zu lassen. Ich wünsche Marcus auf jeden Fall ein glückliches Händchen für weise Entscheidungen und viel Erfolg.
 
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der FBP?
 
Thomas Banzer: Ich wünsche mir für die Bürgerpartei und alle Akteure, dass wir weiterhin in federführender Rolle die Geschicke von Land und Gemeinden mitprägen dürfen. In den vergangenen 100 Jahren hatte die FBP in der überwiegenden Mehrheit der Jahre die Führung inne und viele durch die Bürgerpartei initiierte Rahmenbedingungen oder auch von der FBP geschaffene Institutionen sind heute selbstverständlich. Kaum jemand wird bestreiten, dass die Politik der Fortschrittlichen Bürgerpartei stets umsichtig und nie von kurzfristiger Effekthascherei getrieben war. Ich wünsche mir, dass dieser Kurs, diese Haltung auch in Zukunft der Richtungsgeber für die Politik unseres Landes und insbesondere unserer Partei sein wird.
 
Und wie schaut Ihre eigene Zukunft aus? Bleiben Sie politisch aktiv?
 
Thomas Banzer: Sicher werde ich eine kurze Auszeit geniessen und viel Zeit mit meiner Familie – welche in den vergangenen Jahren öfter mal zu kurz kam – verbringen. Wohin es mich beruflich trägt, ist noch nicht geklärt. Aktuell strecke ich meine Fühler in unterschiedliche Richtungen aus und bin auf jeden Fall offen für Neues. Schon heute bin ich gespannt wohin mich mein Weg führen wird und ich freue mich darauf.
Politisch werde ich auf jeden Fall am Ball bleiben, ich bin ein politischer Mensch und werde das voraussichtlich immer bleiben. Selbstverständlich werde ich demzufolge auch zukünftig an Ortsgruppenversammlungen, Landesvorstandssitzungen, Parteitagen und anderen Parteianlässen teilnehmen, sofern dies meine Terminplanung zulässt. Ob ich in Zukunft wieder ein aktives Mandat übernehmen möchte, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten. Vorerst fühle ich mich ganz wohl beim Gedanken nun einfach ordentliches und treues Mitglied der Fortschrittlichen Bürgerpartei zu sein.

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